Der Zuckerhut

Ein charakteristisches Merkmal der Silhouette der Stadt Hettstedt ist ein Turm mit namensgebender, auffälliger Haube. Das ist der Zuckerhut, auch Hexenturm genannt. Er ist ein alter Wehrturm der einstigen Stadtmauer, die ab 1423 zum Schutz der Stadt erbaut wurde. Der Turm, in seiner jetzigen Form 1434 erbaut, liegt direkt an dem Harz Flüsschen Wipper und hat im Laufe der Geschichte unterschied-lichen Zwecken gedient. 

 

Als durch den aufstrebenden Kupfer-schieferbergbau in Hettstedt in den 1720er Jahren Wohnraum knapp wurde, ist dem Turm ein Wohnhaus angebaut worden, das gleichzeitig als Gefängnis diente. Der Legende nach sollen im Mittelalter Frauen, die als Hexen verdammt wurden, in den Turm herabgelassen worden sein, um dort elend zu verhungern. Aus dieser Zeit stammt der Name Hexenturm.

 

Bis zum Jahr 1900 wurde das Gebäude als Gefängnis genutzt. Danach wurde am Rathaus ein neues Gefängnis angebaut, das in den letzten Kriegstagen 1945 durch Bombentreffer zerstört wurde. Nun kam der Zuckerhut noch einmal zu seiner zweifelhaften Nutzung.

 

Bis 1980 wurde das Haus mit Turm als Wohnhaus genutzt. Es hatte viele kleine Räume und im Untergeschoss war Platz für Kohle, Holz und Vorräte. Ab Ende der 1980er Jahre war das Haus dem Verfall Preis gegeben.

 

Nach der Wende 1989 wurde das Gebäude gesichert und das Dach repariert. Der Turm wurde saniert. 1998/99 ist das Haus komplett umgebaut und zur Nutzung für einen Kulturverein vorbereitet worden. Zu diesem Zeitpunkt gründete sich unser Verein "Kunstzuckerhut e.V." und bezog das neue Domizil, welches fortan als Galerie und Kleinkunstbühne dient.

 

Der zur Verfügung stehende Hauptraum hat eine Größe von ca. 30 m² und ist bei Veranstaltungen für max. 45 Personen geeignet. Eine auf der Rückseite des Gebäudes liegende und an das Flüsschen angrenzende Terrasse nutzen wir für Freiluftveranstaltungen. Durch eine bauliche Erweiterung dieser steht uns seit Sommer 2021 noch mehr Platz zur Verfügung.

 

Der Zuckerhut ist außerdem eine Stempelstelle des "Wippertaler Stempel(S)pass".

Zuckerhutzeichnung von Hans-Werner Scharf
Zuckerhutzeichnung von Hans-Werner Scharf
Vor der Sanierung. Foto von Otto Spieler
Vor der Sanierung. Foto von Otto Spieler
Zeichnung und Text von Hans-Werner Scharf.
Zeichnung und Text von Hans-Werner Scharf.


Das Saigertor

Die Ursprünge des Saigertores gehen auf die ehemalige Stadtbefestigung zurück, die in den Jahren 1430 bis 1439 angelegt wurde. Die Stadtbefestigung bestand aus einer Ringmauer und Wehrtürmen. Drei der vier Stadttore wurden später mit Türmen verstärkt.

 

Das Saigertor, das damals noch Freimarkttor genannt wurde, baute man 1537 zum Torturm um. In der Folgezeit wandelte sich der Name des Tores zu Saigertor, da es eine Turmuhr trug. Die damalige Bezeichnung für eine solche Uhr war Saiger. Die heutige Turmuhr des Saigertores stammt vom Hettstedter Uhrmacher August Müller, der sie im Jahre 1872 installierte.

 

Im Jahre 1651 beschädigte ein Brand das Saigertor. Erst in den Jahren 1721/22 erfolgte sein Wiederaufbau. Entsprechend des damaligen Stils erhielt das Saigertor nun eine barocke Haube, wie sie bereits die St.-Jakobi-Kirche und der Rathausturm trugen. Weitere Baumaßnahmen veränderten das Saigertor nur unwesentlich. Im Jahre 1907 erhöhte man die Durchfahrt um einen Meter. 1989 und 1991 erneuerte man Turmspitze und Haube bzw. sanierte das Mauerwerk. Nun bekam das Bauwerk auch wieder eine Putzschicht. Die letzte, von der Reste noch unterhalb der Haube erkennbar gewesen waren, stammte aus dem Jahr 1722.

 

Nicht nur die Fassade des Saigertores hatte in den Jahren gelitten, auch die an der Nordseite angebrachte Wappentafel war völlig verwittert. Deren Inschrift „Protector noster Deus. Verbum Domini manot in aeternum – Gott ist unser Schutz. Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit“ war nur noch schwer zu entziffern. Auch sie wurde bei den Renovierungsarbeiten 1991 erneuert.

 

1971 entstand für den rollenden Verkehr eine Umgehungsstraße um das Saigertor. Von da an war das Tor nur noch für die Fußgänger passierbar.

 

Maße des Saigertorturmes:

Höhe bis Spitze Wetterfahne: 33 m

Höhe bis Spitze obere Haube: 29 m

Breite unten: 7 m

Breite und größte Höhe der Toröffnung: 3,7 m und 5,1 m

Quelle: Stadtarchiv Hettstedt 2012